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Apfelernte Teil 1

Über Streuobstwiesen, die richtige Lagerung von Äpfeln und Cider-Apfelmus-Tartelettes

Im letzten Monat haben wir uns sehr viel mit den Äpfeln in unserem Obstgarten beschäftigt. Der Apfel gehört zu den meistgekauften und beliebtesten Obstsorten der Deutschen. Wusstest du, dass jeder von uns durchschnittlich etwa 25 kg davon verspeist?

 

Wir haben die Äpfel auf verschiedene Arten verarbeitet: zu Saft und Cider, Chutney, Apfelmus, Kuchen oder Tartelettes, als Bratapfel, als Beilage im Salat und sie sogar zu Apfelringen getrocknet. Wie man Cider-Apfelmus macht haben wir auch schon in einem früheren Blogbeitrag erläutert. Das Rezept findest du hier.

 

Das Thema Apfel ist so umfangreich, dass wir beschlossen haben hierzu noch einen weiteren Blogbeitrag darüber zu schreiben. In diesem ersten Beitrag erfährst du, warum Streuobstwiesen seit den 60er Jahren immer mehr aus dem Landschaftsbild verschwunden sind, wie man Äpfel richtig lagert und wie man aus Äpfeln leckere Cider-Apfelmus-Tartelettes macht. Im zweiten Beitrag kannst du uns beim Apfelsaftpressen begleiten und wir sprechen über das Thema Sortenvielfalt.

 

 

Unser Opa hat uns oft erklärt, wie entbehrungsreich das Leben seiner Jugend war und wie die Menschen auf dem Land auf die Selbstversorung angewiesen waren. Das hat uns als Teenager noch nicht wirklich interessiert, aber mittelerweile schätzen wir dieses Wissen und den Luxus, uns immer besser selbst versorgen zu können, umso mehr.

 

Früher war es besonders wichtig die "richtigen", also besonders robuste, an den Standort angepasst und lang haltbare Gewächse zu pflanzen und die daraus gewonnenen Lebensmittel möglichst lange zu konservieren.

 

Wir haben erfahren, dass alte Sorten wie der Bohnapfel der bei uns am Hof wächst, nicht nur besonders alt sind, sondern an die Bodenbeschaffenheit perfekt angepasst sind. Das fanden wir ziemlich schlau und waren richtig überrascht über solche Schätze. Natürlich spielt auch der Geschmack eine wichtige Rolle.

 

Unser größter Apfelbaum (ein Hochstamm vom rheinischen Bohnapfel) ist mittlerweile an die 85 Jahre alt und wirft mehr ab als wir überhaupt essen könnten. Mit seiner breiten, ausladenden Krone ist er ein wichtiger Schattenspender und Lebensraum für Insekten und Vögel geworden. Ein weiterer (nicht ganz so großer) alter Apfelbaum in unserem Garten ist dem Bohnapfel sehr ähnlich. Die Sorte könnten wir allerdings bisher noch nicht final bestimmen, da müsste wohl ein Pomologe her. Wir haben deshalb sogar schon Apfelseminare in Weihenstephan und im ÖBZ (Ökologisches Bildungszentrum München) besucht.

 

 

Der Bohnapfel wurde um 1800 erstmals im Rheinland kultiviert und ist ein hervorragender Most und Lagerapfel. Überrascht hat uns die Tatsache, dass diese Sorte für unseren Boden genau der richtige Baum ist – so gedeiht er besonders auf schwerem, genügend feuchtem Boden. Die Früchte sind äußerst sturmfest und der pflegeleichte Baum bringt in jedem zweiten Jahr große Erträge. Unsere Vorfahren haben sich also einiges bei der Wahl gedacht.

 

 

Der Fruchtkörper ist recht stattlich, festfleischig und saftig mit milder Säure. Er eignet sich perfekt für Saft und Apfelwein und man kann ihn auch in der Küche verwenden, obwohl er nicht direkt als Tafelapfel empfohlen wird. Er ist ein Winterapfel, d.h. sein Fruchtfleisch ist zur Ernte im Oktober zwar hart und sauer (optimal zum Saftpressen), durch Nachreife wird er in der Adventszeit aber erst mild, saftig und leicht süßsäuerlich.

 

 

Unter allen Sorten ist der Bohnapfel am längsten bis in das Frühjahr lagerfähig. Entscheidend hierfür ist allerdings die richtige Lagerung, die dafür sorgt, dass die Äpfel lange frisch bleiben und auch noch Monate später genießbar bleiben. Kühl und dunkel lautet die Devise - idealerweise lagert man die Äpfel im Keller.

Da unser Bauernhaus keinen Keller hat, lagern sie bei uns in der kühlen Speisekammer. Wichtig ist, dass die Äpfel nicht zusammen mit anderem Obst oder Gemüse gelagert werden.

 

 

Das Münchner Umland ist nicht gerade bekannt für seinen ertragreichen Obstbau, geschweige denn als Mostgebiet. Dabei gehörten Streuobstwiesen vor der Agrarindustrialisierung bis in die 60er Jahre noch zum prägenden Landschaftsbild auch bei uns. Eine Art "Abwrackprämie" für Streuobstwiesen ersetzte diese nach und nach durch Ackerflächen. Unregelmäßig gepflanztes, Hochstamm Streuobst ist einfach schwierig zu ernten für die immer größer werdenden Erntemaschinen und erfordert viel Handarbeit. Effizient, schnell und einfach muss es gehen. Deshalb hat man im Erwerbsanbau viele Streuobstwiesen auch durch kleinkronige Spindelbäume ersetzt, die in exakten Reihen gepflanzt einfacher zu beernten sind. Alte Sorten sind dabei ertragreicheren neuen Züchtungen gewichen. Das haben wir bei einem Seminar über die Anlage und Pflege von Streuobstwiesen, das wir besucht haben, gelernt.

 

Schöner ist unserer Meinung nach auf jeden Fall die ursprüngliche Streuobstwiese. Richtig bewirtschaftet kann sie auch zu einem kleinen Biotop für seltene Insekten und Bienen werden und somit die Biodiversität fördern. Es gibt auch tolle Mischkombinationen aus Obstanbau und Tierhaltung. Hühnerhaltung lässt sich beispielsweise super in eine Streuobstwiese integrieren. Die Hühner haben dabei genügend Auslauf und frisches abwechslungsreiches Grünfutter, sorgen dafür, dass das Gras nicht zu hoch wird und die Bäume werden durch die Hühner von Schädlingen freigehalten. Eine perfekte Symbiose.

 

Bis auf ein paar Ausnahmen (oft folgt auf eine Rekordernte ein Pausejahr) ernten wir jedes Jahr Unmengen an Äpfel.

So haben wir uns überlegt, was wir alles daraus machen könnten. Wir sind Cider Fans, also war es für uns einfach logisch nebenSaft auch die fermentierte Version daraus herzustellen. Aus sortenreinem, 100% naturtrüben Apfelsaft.

 

Wir verzichten dabei vollkommen auf künstliche Zusätze wie Aromen oder Zucker, welche konventionellen Cider Sorten oft zugesetzt werden. Er schmeckt dadurch zwar herber, aber es macht ihn einfach besonders. Am liebsten trinken wir unseren Cider eisgekühlt nach getaner Gartenarbeit oder wie letztens beim Picknick am Waldrand, als wir mit ein paar Tartelettes im Gepäck nach einem ausgiebigen Spaziergang die Herbstsonne nochmals richtig ausgekostet haben. Phoebie unsere Vizla-Weimaraner Hündin war natürlich auch dabei.

 

Am Ende des Artikels haben wir das Rezept für unsere Cider-Apfelmus- Tartelettes für dich zum Nachbacken aufgeschrieben. Als Topping mit kandierten Walnüssen aus unserem Bauerngarten. Vieles was zur gleichen Zeit im Garten reif ist, harmoniert auch gut miteinander. Was denkst du?

 

Zutaten:    


- für die Tartelettes aus Mürbeteig:       

 

300g Dinkelmehl    
200g Butter    
100g Vollrohrzucker    
1 Bio-Ei    
1 Prise Salz  
Tartelettesformen (Ø ca. 6 cm)

 

 

- für die Cider-Apfelmus-Füllung:

 

1,5 kg Äpfel (plus ein paar Apfelscheiben als Deko)    
5 EL Vollrohrzucker    
400 ml naturtrüber Cider (für den Geschmack Alkohol verpufft beim Kochen, alternativ geht auch naturtrüber Apfelsaft)
1-2 Lorbeerblätter    
1 Prise Muskatnuss    
1 TL Zimt    
½ Pack Vanillepudding    
Walnüsse    

 

 

Zubereitung:

 

 

Aus den Zutaten für den Mürbeteig selbigen mit der Hand kneten und den Teig in Frischhaltefolie für etwa 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. In der Zwischenzeit den Backofen auf 180–200 Grad Umluft vorheizen und die Tartelettesformen mit etwas Butter oder Öl einfetten. Anschließend den Teig dünn ausrollen, ausstechen und in die Formen geben, andrücken und mit einer Gabel den Teig mehrmals einstechen. Als Nächstes die Mürbeteig-Tartelettes für etwa 10 Minuten blind vorbacken.

 

Für die Cider-Apfelmus-Füllung die Äpfel schälen und das Kernhaus entfernen, vierteln und sofort in eine Schüssel Wasser mit etwas Zitronensaft geben, um unschöne braune Verfärbungen zu vermeiden. Die Äpfel anschließend abgießen, mit 3 EL Zucker, 300 ml Cider und den Gewürzen zugedeckt bei mittlerer Hitze etwa 20 Minuten köcheln lassen, bis Äpfel leicht zerfallen. Lorbeerblätter wieder herausnehmen.

 

Puddingpulver mit 4 EL Cider/Apfelsaft vermischen und die Puddingmischung glatt mit einem Schneebesen ins Apfelmus einrühren und unter Rühren kurz aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und auf die vorgebackenen Formen verteilen. Die Tartelettes mit einem Fächer aus ein paar Apfelscheiben dekorieren und nochmal für ca. 25 Minuten im Ofen fertig backen. In der Zwischenzeit die Walnüsse kandieren: hierfür die Nüsse in einer Pfanne mit dem Rest (ca. 2 EL) Cider/Apfelsaft und 2 EL Zucker karamellisieren und damit die fertigen Tartelettes dekorieren. Zu abgekühlten oder auch noch lauwarmen Tartelettes passt frische, eiskalte Zimt Sahne hervorragend.

 

TIPP: Wer für die Cider-Apfelmus-Füllung bereits fertiges Apfelmus übrig hat, kann auch gern dieses verwenden und spart sich somit etwas Zeit. Wer keine kleinen Tartelettes zur Hand hat, kann das Ganze auch in einer normalen Tarteform backen. Die Backzeit bleibt eigentlich die gleiche, da der Teig gleich dünn und vorgebacken wird wie bei den Tartelettes. 

 

 

Bilder: Erik Degen


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