Über alte Sorten, das Apfelpressen und Gewürzapfel-Glühwein
Im letzten Blogbeitrag über die Apfelernte hast du schon einiges über das beliebteste und meistgekaufte Obst der Deutschen erfahren: den Apfel. Beispielsweise warum Streuobstwiesen seit den 60er Jahren immer mehr aus dem Landschaftsbild verschwunden sind, wie man Äpfel richtig lagert und wie man aus Äpfeln leckere Cider-Apfelmus Tartelettes macht. Du hast den ersten Teil unserer Apfelserie verpasst? Kein Problem! Hier kannst du nochmal alles im Detail nachlesen.
Im zweiten Beitrag kannst du uns beim Apfelsaftpressen begleiten und wir sprechen über das Thema Sortenvielfalt. Mittlerweile sind die Bäume abgeerntet und auch
der erste Schnee ist bei uns gefallen. Unser Rezept für einen Gewürzapfel-Glühwein am Ende des Beitrags wärmt deshalb nicht nur die Hände, sondern stimmt schon
mal ein für Nikolaus und die nahende Vorweihnachtszeit.
Wir möchten einen kleinen Test mit dir machen! Keine Angst, es reicht, wenn du die nachfolgenden Fragen ganz für dich im Stillen beantwortest:
- Hast du eine Lieblingsapfelsorte und wenn ja wie heißt sie?
- Wie viele Apfelsorten kannst du spontan aufzählen?
- Schon mal was von der Sorte Ananasrenette gehört?
Nein? Du konntest nach längerem Grübeln nur etwa eine Handvoll Apfelsorten aufzählen?
Ok, dann geht's dir womöglich wie den meisten Deutschen bei diesen Fragen. Du isst zwar gerne Äpfel, hast dich aber noch nie weiter mit diesem Thema beschäftigt.
Im 18. und 19. Jahrhundert war das ganz anders. Da gab es sogar einen ganzen Wissenschaftszweig, die Pomologie. Diese hat sich intensiv mit dem Thema Baumfrüchte beschäftigt, alte Sorten umfangreich dokumentiert und an deren Züchtung und Weiterentwicklung geforscht. Vor allem in Deutschland und Frankreich lagen die Zentren der Pomologie.
Damals kannte man rund 30.000 verschiedene Apfelsorten. Heute ist das Bild ein ganz anderes: Viele alte Sorten sind vom Aussterben bedroht. Manche Sorten sind
auch schon komplett verschwunden, weil man sie nicht mehr kultiviert. Ein paar wenige leistungsstarke Sorten, die man lange lagern und gut ernten kann treten an ihre
Stelle.
Vor allem perfekt und schön aussehen sollen die Äpfel. Der Einzelhandel fordert Konformität und Makellosigkeit im Obstregal und die Obstbauern sind gezwungen,
sich somit immer mehr auf wenige Sorten zu spezialisieren, die diese Anforderungen erfüllen.
Das Resultat: Immer die gleichen Apfelsorten in den Regalen. Lediglich 25 Sorten werden heute noch im Erwerbsobstbau kultiviert und nur sieben davon regelmäßig im Handel angeboten. Eine dieser Sorten ist dir bestimmt auch in unserem kleinen Test von vorhin eingefallen: Boskop, Cox Orange Golden Delicous, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith. Am besten alle gleich groß und poliert. Der Rest ist Ausschussware – für kleinere oder unförmige Apfel ist hier kein Platz.
Wir wünschen uns weiterhin biologische und geschmackliche Vielfalt auf dem Teller. Deswegen berichten wir an dieser Stelle über unsere Erfahrungen und möchten euch inspirieren. Als Kunden haben wir mit unserer Nachfrage und Kaufentscheidung gezielt Einfluss darauf.

Aber schmeckt man denn eigentlich einen Unterschied zwischen alten und bekannten Sorten? Definitiv! Einige alte Sorten sehen zwar nicht so perfekt aus, aber sind wahre Geschmacksbomben. Am besten du testest selber. Deutschlandweit gibt es meist im Herbst sogenannte „Apfeltage″, wo verschieden Aussteller, Gartenbauvereine und Landwirte, die sich dem Erhalt alter Sorten verschrieben haben, treffen und man Sorten kaufen und probieren kann. Vielleicht wirst du auch am Bauernmarkt in deiner Nähe fündig oder du erkundigst dich beim örtlichen Gartenbauverein, ob sie alte Sorten kultivieren.
Manche alte Sorten werden sogar von Allergikern aufgrund von höheren Polyphenolwerten besser vertragen oder sind für Diabetiker geeignet, da sie weniger Fruchtzucker haben. Moderne Apfelsorten setzten auf Optik und sind säureärmer, da weniger Säure im Apfel das schnelle Bräunen nach dem Anschneiden verringern soll. Auch geschmacklich sind moderne Züchtungen am heutigen Geschmack der Verbraucher orientiert. Deshalb sind allergene Apfelsorten oft sehr süß und säurearm. Sie enthalten mehr Zucker als die Natur ursprünglich vorgesehen hatte.


Der Bohnapfel wurde um 1800 erstmals im Rheinland kultiviert und ist ein hervorragender Most und Lagerapfel. Walzenförmig, festfleischig, saftig mit milder
Säure.
Er eignet sich deshalb perfekt für Saft oder Apfelwein und man kann ihn auch in der Küche verwenden, obwohl er nicht direkt als Tafelapfel empfohlen wird. Er ist ein Winterapfel,
d. h. sein Fruchtfleisch ist zur Ernte zwar hart und sauer (optimal zum Saftpressen), durch Nachreife wird er zu Beginn der Adventszeit aber mild,
saftig und leicht süßsäuerlich.
Unser größter Apfelbaum ist mittlerweile an die 85 Jahre alt und wirft mehr ab als wir überhaupt essen könnten. So haben wir uns überlegt, was wir noch daraus machen könnten. Dieses Jahr haben wir rund 700 Liter naturtrüben sortenreinen Saft daraus gepresst und neben Saft und Cider auch Gewürzapfelsirup hergestellt. Die Ernte ist Handarbeit, aber wir hatten zum Glück viele helfende Hände von Freunden und Familie bei der Apfelernte. Nachdem die Hänger vollbeladen waren, sind wir damit zur Mosterei eines Gartenbauvereins in der Nähe gefahren. Dort wird nach unseren Bedürfnissen nur unser eigenes Obst sortenrein gepresst und mit einer professionellen Abfüllanlage in 5 Liter Kartons abgefüllt. Der Saft wird dabei erhitzt und ist somit mindestens ein Jahr haltbar.
(Anmerkung vom 22.08.2020): auch nach 2 Jahren ist dieser noch so lecker wie am ersten Tag)
GEWÜRZAPFEL GLÜHWEIN
ZUTATEN:
4-5 Teile heißes Wasser
1 Teil Farmmade Gewürzapfelsirup
2 Teile trockener Weißwein
eine Scheibe Bio Orange
SO WIRD’S GEMACHT:
Eine Scheibe Bio-Orange und 1 Teil Gewürzapfelsirup mit 4-5 Teilen heißem Wasser aufgießen. 2 Teile trockenen Weißwein dazu.
Fertig ist der Gewürzapfel Glühwein!
Tipp: ohne Weißwein hast Du einen leckeren Kinderpunsch als alkoholfreie Variante.

Wir produzieren in Kleinserie aus Obst, Blüten und Kräutern, die hier um und am Hof bei uns wachsen. Deshalb sind unsere Produkte auch nur saisonal und nicht das ganze Jahr über verfügbar.
Kommentar schreiben
Gertie Rombach (Mittwoch, 21 November 2018 08:51)
Liebe Steffi,
ich bin ein Apfelfan und immer auf der Suche nach "anderen' Äpfel. Was im Einzelhandel angeboten wird, schmeckt mir einfach nicht.
Danke für deine tollen Info's. 30000 Sorten, gigantisch.
Eine Freundin hat eine Streuobstwiese - mein Lieblingsapfel: ♡Die Schöne vom Bodensee♡ -
LG Gertie ☆