Draußen ist es doch tatsächlich noch fast dunkel, als ich mich eingewickelt in meinen Wollmantel und mit einer gestrickten Mütze auf den Weg mache. Man erlebt in solchen Momenten die Zeit Umstellung ganz deutlich, wie es jeden Tag ein Stück später hell wird. Es ist herrlich, dem Tag beim Aufwachen zuzusehen. Langsam zu verfolgen, wie sich der Morgennebel lüftet und das Licht an Stärke gewinnt. Vor der Tür merke ich außerdem, dass die Luft heute anders riecht. Es ist frisch geworden und irgendwie hallt der Nachtfrost noch ein bisschen nach und vermischt sich mit dem Duft des Waldes und dem nassen Laub am Feldweg. Aber die Farben sind gerade noch sensationell und ich kann mich an der spätherbstlichen Pracht, den Rot, Orange und Gelbtönen nicht satt sehen.
Die kalte, klare Waldluft wirkt wie eine Frischekur für meinen gerade noch müden Körper, der sich erst vor wenigen Momenten aus dem nächtlichen Nest gerollt hat. Am Anfang ist es hart, aber Schritt für Schritt wird es leichter. Warum ich das mache? Dieses morgendliche Ritual tut mir einfach gut und es fehlt mir, wenn ich es nicht tue. Es klärt und ordnet das kreative Chaos in meinem Kopf. Auf einen Schlag bin ich hell wach und fühle mich erfrischt. Körperlich und geistig. Der Rhythmus meiner Schritte trägt mich weiter voran und das gleichmäßige Geräusch meiner Gummistiefel auf dem Kies wirkt fast meditativ. Ich atme ein und atme aus.
Nach dem Waldspaziergang tut es gut, sich drinnen beim Feuer und einer Schale warmer Suppe auf zu wärmen. Denn heute ist schon fast Mittag, als ich von meinem Streifzug zurückkehre. Eigentlich Zeit für ein zweites Frühstück, aber mir ist schon nach etwas mehr als Frühstück. Eine Suppe wäre nun genau richtig. Lagom, wie die Schweden so schön sagen. Aber zuerst muss ein großer Stapel Holz vom Schuppen geholt werden. Das Holzlager haben wir letzte Woche auch wieder aufgefüllt. Der Winter kann also kommen. Gerne kochen wir zwischendrin auch ganz "oldschool" auf unserem alten Holzofen, der in einer Ecke der Küche steht. Das ist Entschleunigung pur.
Eine Meerrettichsuppe wärmt mit einer angenehmen Schärfe auch von innen. Diese Suppe ist aus unserem Kochbuch, das dieses Jahr im Hölker Verlag erschienen ist und wir möchten dir heute das Rezept zum Ausprobieren hier auf dem Blog bereitstellen. Kren (Meerrettich) wird bereits seit dem Mittelalter als Heilpflanze verwendet. Neben der antibiotischen Wirkung werden ihm appetitanregende Eigenschaften nach gesagt. Genau richtig also für die nasskalte Jahreszeit. Wer sich eine frische Wurzel nach Hause holt, sollte sie in ein feuchtes Tuch einschlagen, damit sie nicht austrocknet. Die scharfe Wurzel wirkt in dieser Suppe wie ein natürlicher Geschmacksverstärker für das feine Raucharoma im Speck. Wir sind gespannt, ob sie dir auch so gut schmeckt wie uns!
KRENSUPPE MIT SPECK
Zutaten: 4 Personen
20 g Butter
1 Zwiebel
20 g Mehl
1 Becher Sahne
1 l Gemüsebrühe
Pfeffer
2 EL Weißwein
1 EL Weißweinessig
1 Prise Muskatnuss
4 EL Kren (Meerrettich) frisch gerieben
100 g Bauchspeck vom Schwein
frische Kresse
So wird's gemacht:
Die Zwiebel schälen und in kleine Stücke schneiden. Den Kren fein reiben. Die Zwiebel mit geschmolzener Butter in einer Pfanne anrösten, mit Mehl bestäuben und mit der Brühe aufgießen. Mit Pfeffer und Muskatnuss würzen und einmal aufkochen. Sahne, Essig und Weißwein einrühren, mit Salz und Pfeffer würzen und auf kleiner Flamme langsam kochen lassen.
Den geriebenen Kren Löffelweise zugeben und alles nochmal kurz aufkochen lassen. Kren kann man zwar mitkochen, jedoch verliert er durch die Hitze relativ stark an Aroma und Geschmack, daher sollte er erst zum Schluss hinzugefügt werden. Den Bauchspeck dünn schneiden und in einer Pfanne rösten.
Die Suppe frischer Kresse verfeinern und mit den Speckstreifen servieren.
Dieses und viele weitere Rezepte, die sich am Rhythmus der Jahreszeiten orientieren, teilen wir auch in unserem neuen Buch "Farmmade: Rezepte & Geschichten vom Leben auf dem Land" erschienen im Hölker Verlag.
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