Auch wenn wir es uns im Winter mit „comfort food“ besonders schön machen, so legen wir das ganze Jahr über besonderen Augenmerk auf unsere Küche. Slow food beginnt für uns deswegen schon bei der Auswahl der Nahrungsmittel, die wir dafür verwenden. Wir haben das große Glück einen eigenen Garten zu besitzen und mit wenigen Schritten viele Naturschätze direkt vor unserer Haustüre sammeln zu können. Das dies nicht selbstverständlich ist, haben wir wieder schätzen gelernt, als wir uns auf den Weg zurück aufs Land für etwas mehr Freiheit und selbstbestimmtes Leben gemacht haben.
BACK TO THE ROOTS - Jede Zutat hat ihre eigene Saison

Zurück zu den Wurzeln ist für uns deshalb mittlerweile nicht nur ein Sinnbild für unsere Reise zurück in unsere Kindheit auf dem Bauernhof, auf dem wir aufgewachsen sind. Für uns steht es auch dafür, etwas von Lebensweise unserer Vorfahren selbst zu erfahren, indem wir in unserem Garten. Natürlich sind wir froh, nicht in derselben entbehrungsreichen Zeit leben zu müssen. Noch können wir uns nicht allein von dem, was bei uns wächst und gedeiht selbst versorgen. Aber darum geht es unserer Meinung nach auch gar nicht. Durch unseren eigenen Garten bekommen wir ständig neue Impulse. Sei es bewusster zu konsumieren oder für die Wertschätzung der Nahrungsmittel, in die wir im eigenen Garten oder andere kleine Produzenten das ganze Jahr über viel Arbeit stecken.

Genuss mit allen Sinnen
Slow food heißt für uns auch, dass wir „echtes“ Essen zu uns nehmen, dh. wir greifen auf saisonales Angebot zurück, verwenden keine Fertigprodukte und kochen haupt-sächlich selbst. So hat jede Zutat seine eigene Saison und wird von uns in ebendieser in den unterschiedlichsten Variationen zubereitet oder für später haltbar gemacht. Und das muss auf keinen Fall aufwendig oder langweilig sein, denn gerade das vermeintlich eingeschränkte Angebot, lässt in der Küche plötzlich ungeahnte Kreativität entstehen.
Besonders wenn man z.B. die ganze Pflanze verwertet (sozusagen root to leave), durch Food Pairing oder indem man wildwachsende Ressourcen mit in den Speiseplan einbezieht. In der „richtigen“ Saison geerntet und verwertet, sind Geschmack und Inhaltsstoffe zusätzlich am intensivsten. Ein paar solcher Rezepte teilen wir in unserem neuen online Magazin "The Slow Season" mit dir.
Auch die Art und Weise wie wir etwas zubereiten hat großen Einfluss darauf. Fermentiert oder getrocknete Lebensmittel wie Sauerkraut, Gemüsechips oder Alkoholansätze brauchen keine künstlichen Zusätze und bringen unweigerlich neue Geschmacksnuancen und etwas Langsamkeit mit sich. Die Vorfreude steigt mit jedem Tag, an dem wir auf das fertige Ergebnis warten. Einige unserer Vorräte lassen mitunter ein ganzes Jahr auf sich warten, bis wir sie endlich in der Küche einsetzen dürfen.
Neben der Zubereitung ist das Genießen in der Gemeinschaft – egal ob mit der Familie oder mit Freunden - der Höhepunkt, mit dem sich unser Slow-Food-Kreis schließt. Bereits ein schön gedeckter Tisch gehört für uns zu diesem Ritual dazu. Und das muss auch gar nicht aufwendig sein: manchmal zaubert bereits eine Kerze oder ein einfacher Kranz aus frischen Zweigen an der Wand eine besondere Atmosphäre für das Abendessen.


Liebe geht ja durch den Magen, aber auch die Augen essen bekanntlich mit. Optisch ansprechend angerichtet erhält jedes Gericht so den nötigen Rahmen und Wertschätzung. Nimm dir Zeit für dein Essen: wie riecht, schmeckt und fühlt es sich in deinem Mund an? Gibt es eine Zutat, die du besonders herausschmeckst? Lädt dich Textur und Geschmack ein, etwas länger als sonst zu kauen?
Achtsamkeit beginnt für uns bereits mit der Auswahl der Zutaten.
- I M R H Y T H M U S D E R J A H R E S Z E I T E N -
Auch wenn es tagsüber meistens turbulent zugeht, beim Abendessen nehmen wir uns besonders Zeit füreinander. Zum Tagesabschluss hören wir uns gegenseitig zu, und schmieden Pläne für den nächsten Tag oder lachen viel. Und oft kommt es dann vor, dass wir die Musik im Hintergrund nochmal für eine spontane Küchendisco etwas aufdrehen. Besonders Luise gefällt dieses Ritual, denn dann heißt es für sie erstmal etwas später Zeit zum ins Bett zu gehen.


Slow Food
Das kommt bei uns im Winter auf den Tisch:
Apfel, Birne, Blumenkohl, Brennnessel, Butterrüben, Feldsalat, Grünkohl,Hagebutte, Haselnuss, Kartoffel, Kürbis, Kohlrabi, Knollensellerie, Lauch, Maronen, Meerrettich, Pastinake,
Petersilienwurzel, Pilze, Postelein/Portulak, Preiselbeeren, Quitte, Rosenkohl, Rote Bete, Rotkraut, Romanesco, Radicchio, Rettich, Rote Bete, Salbei, Schlehen, Schwarzwurzel, schwarzer Rettich,
Spinat, Spitzkohl, Steckrübe, Stoppelrübe, Walnuss, Weißkraut, Wirsing
Lange wurde Wurzelgemüse und Kohl als „arme Leute Essen“ oder Tierfutter verpönt und fand selten seinen Weg auf die heimischen Teller. Als wir begannen uns mit der Bestellung unseres Gartens zu beschäftigen, sind wir zwangsläufig auch damit in Berührung gekommen. Wir waren überrascht, welche Vielfalt da vor unseren Füßen im Boden schlummerte. Besonders jetzt, da die meisten Felder abgeerntet und frisches Gemüse nicht mehr in Hülle und Fülle zur Verfügung steht. Seitdem können wir uns eine Winterküche ohne Wurzelgemüse oder Kohl nicht mehr vorstellen.Gerade in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, fehlende Bewegung und Sonnenlicht mit Nährstoffen aus leichtem, aber sättigenden Wintergemüse zu decken. Es wird traditionell geschmort, gedünstet oder kann auch roh verarbeitet werden. Und wem der Geruch der Kohlsorten zu intensiv ist, der kann z.B. mit einem Schuss Essig etwas gegen wirken.
Wir teilen mit euch als heutiges Rezept einen knackig frischen Krautsalat mit Kümmel. Bei uns in Bayern gibt es diesen klassischen Beilagensalat oft zu deftigen Gerichten. Weil er uns so schmeckt, essen wir ihn aber auch gerne einfach so als kleine Rohkost. Weißkraut ist gerade jetzt im Winter eine gute Wahl, zum einen, weil gerade die Saison dafür ist und außerdem ziemlich viel Vitamin C enthält. 100 g Weißkraut hat in etwa soviel Vitamin C wie ein Glas frisch gepresster Orangensaft und ist aber bei Weitem nicht so eine Zuckerbombe. Bekömmlicher und leichter verdaulich wird das Kraut durch die Zugabe von etwas Kümmel.

W I N T E R L I C H E R K R A U T S A L A T M I T K Ü M M E L
ZUTATEN (4 PERSONEN)
1 kleiner Weißkrautkopf
1 EL Salz
2 EL Öl
etwas Kümmel nach Belieben
Zubereitung:
Die äußeren Blätter des Krautkopfs entfernen, gründlich waschen und halbieren. Die Hälften vom Strunk befreien und sehr fein hobeln. Mit etwas Salz lagenweise in eine Schüssel geben und kräftig stampfen, bis das Kraut etwas glasig wird.
Für etwa 30 Minuten gut durchziehen lassen und vor dem Servieren mit Öl mischen und nach Belieben etwas Kümmel beigeben.
Wer es noch traditioneller mag, kann ein paar Speckwürfel in der Pfanne rösten und warm auf den Salat geben.
Noch Mehr Winterrituale & Rezepte findest Du in unserem Neuen Magazin


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