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Waldessenz - Spirit of the forest

Die Tage scheinen gerade mal wieder nur so dahin zu rennen und plötzlich befinden wir uns schon fast wieder im nächsten Monat. Obwohl wir mitten in der Natur wohnen, geht es uns nicht anders als allen anderen. In all dem Alltagstrubel neigen auch wir schnell dazu, von der eigenen To-do-Liste überrollt zu werden. Was wir aber in den letzten Jahren versuchen regelmäßig in unseren Alltag zu integrieren, ist so simpel und macht dennoch so einen großen Unterschied: Waldbaden - oder wie wir es auch gern nennen "unsere Waldzeit". Manchmal braucht es nur diesen veränderten Blick auf den Tag, in dem Fall Weg vom Hof in den Wald.

 

Eine Stunde reicht uns dazu oft schon aus, um den Kopf wieder freizubekommen oder neue Ideen zu sammeln. Dass sich Zeit in der Natur zu verbringen positiv auf Geist & Gesundheit auswirkt, hast du sicher auch schon beim ein oder anderen Spaziergang bemerkt. Beim Waldbaden nimmt man sich zusätzlich Zeit, sein Umfeld genau unter die Lupe zu nehmen: auch mal in den Wald hinein zu horchen oder den Boden und seine kleinen Bewohner vor den Füßen zu beobachten. Nachweislich beruhigt sich so durch diese bewusste Langsamkeit der eigene Puls und Stress wird abgebaut. Im heutigen Video ganz  unten im Beitrag nehmen wir dich mit in den Wald.

 

Wir beginnen unseren Waldspaziergang meistens mit schnellen Schritten auf den ersten Metern des Waldweges, bis unser Tempo mit zunehmenden Eindrücken des Waldes automatisch verlangsamt. An einer für uns ansprechenden Stelle verlassen wir den festen Weg, kraxeln über alte Baumstämme und spüren den weichen Boden unter unseren Fußsohlen. Je langsamer unsere Schritte werden, umso aufmerksamer werden wir für all die kleinen Dinge um uns herum. Dabei passiert es nicht selten, dass wir mit einer handvoll kleiner Souvenirs aus dem Wald zurück nach Hause kommen. Den Fichtensetzling haben wir aus unserem eigenen kleinen Waldstück mitgenommen, um ihn wieder in eine Lücke am Rand des Hofes einzusetzen.
Sehen die unterschiedlichen Moose, Flechten und Zweige nicht aus wie ein kleines Kunstwerk?

Heilkräfte der Maiwipfel

Von Mai bis Juni gibt es aber noch eine besondere Kostbarkeit, die wir behutsam einsammeln: Es ist die Zeit der Fichtentriebe, auch bekannt als Maiwipfel.

 

Fichtentriebe sind, wie der Name schon andeutet, die weichen, hellgrünen Triebe am Astende in denen sich viele wertvolle Inhaltsstoffe sammeln. Die Spitzen müssen allerdings geerntet werden bevor sie zu hart werden. Wer zum ersten Mal einen frischen Maiwipfel probiert, wird von einer frischen, zitronigen Note überrascht. Denn neben den vielen ätherischen Ölen, Saccharose, Harz (Terpentin) und Schleimstoffen enthalten sie auch Ameisensäure und einen hohen Anteil an Vitamin C. Somit ist es für uns auch nicht verwunderlich, dass die Fichte seit alters her als Heilpflanze eingesetzt wird.  

 

Den aus Maiwipfel gewonnenen Heilmitteln werden folgende Eigenschaften nachgesagt:

  • antiseptisch
  • durchblutungsfördernd
  • entzündungshemmend
  • harn- & schweißtreibend
  • schleimlösend & hustenstillend
  • krampflindernd

Einsatz finden sie in Form von Honig, Sirup, Essenzen, Tinkturen oder Harzsalben z.B. bei Entzündungen der oberen Atemwege, Reizhusten, Muskel- und Nervenschmerzen, leichtem Rheuma, Förderung der Wundheilung und Stärkung des Immunsystems. Die ätherischen Öle sollen zudem appetitanregend sein.

 

Auch hier gilt wie bei allem anderen, was wir in der Natur sammeln:

  • Nur das sammeln, was man sicher kennt (Achtung: Verwechslungsgefahr mit der giftigen Eibe!)
  • Der Natur genug zum Regenerieren übrig lassen und darauf achten, dass der Leittrieb erhalten bleibt
  • In Maßen genießen 
  • Bei gesundheitlichen Bedenken oder Allergien lieber Rücksprache mit dem Hausarzt halten

Da sich die meisten Wälder zusätzlich in privatem Besitz befinden, schadet ein kurzes Nachfragen vor dem Absammeln beim Waldbesitzer oder Förster sicher nie.

Haltbarmachen und Einsatz in der Küche

Fein gehackt bringen Maiwipfel auch Würze in Kräuterquark, Salat oder ins Pesto. Wir kochen aus den Maiwipfeln gerne Sirup für diverse Drinks oder setzen sie - wie im letzten Jahr - als aromatischen Gin-Auszug an. Auf diesem Weg konservieren wir uns sozusagen die Essenz des Waldes.

 

Das Haltbarmachen von Heilpflanzen in Alkohol ist so einfach und inspirierend wie unsere Waldspaziergänge: Legt man botanische Zutaten für einen längeren Zeitraum in Alkohol ein, wandern ätherischen Öle sowie wertvolle Inhalts- und Geschmacksstoffe mit der Zeit in den Alkohol und geben diesem zusätzlich eine neue Duft und Geschmacksrichtung.

 

Und weil wir ja bekanntermaßen auch eine Leidenschaft für gute Drinks haben, hat Lisa aus dem Fichten-Gin-Ansatz kurzerhand einen leckeren Cocktail kreiert, den man so sicherlich nicht an jeder Bar bestellen kann: den "Sprit of the forest". Das Rezept teilen wir am Ende des Beitrags.

 

Fichten-Gin-Ansatz 

 

Zutaten:

  •  2 Hände voll frischer Maiwipfel
  • 1 Flasche Gin
  • 1 großes Glas mit Schraubverschluss

So wird's gemacht:

Der Auszug ist mit wenigen Handgriffen vorbereitet. Hierzu nehmen wir die frischen Maiwipfel (gut gewaschen) und geben sie in ein steriles Glas. Die Fichtentriebe sollten etwa 1/3 des Glases einnehmen. Den Rest mit Gin aufgießen (es sollte alles gut mit Flüssigkeit bedeckt sein) und an einem sonnigen, warmen Platz (z.B. auf der Fensterbank) für ein paar Wochen ziehen lassen. Je länger, umso besser bzw. intensiver wird später der Auszug. Wir haben unseren Fichtenansatz sogar ein ganzes Jahr stehen lassen. Im Video ganz unten im Beitrag siehst du auch nochmal die Zubereitung und den Unterschied zwischen einem frisch angesetzten Gin-Ansatz und dem fertigen Fichten-Gin, der seit einem Jahr auf seinen Einsatz wartet.

Cocktailrezept "Spirit of the Forest"

 

Zutaten:

  •  4-6 cl Fichten-Gin-Ansatz
  • Ginger Beer
  • Eiswürfel
  • Maiwipfel zum Dekorieren

Den Gin-Ansatz in ein vorgekühltes Cocktailglas mit Eis geben und mit Ginger Beer auffüllen. Eisgekühlt mit einem frischen Maiwipfel dekorieren und sofort genießen.

 

Tipp: Aus unserer eigenen Erfahrung aus der Zeit als Gastronominnen, schwören wir auf hochwertige Eiswürfel. Diese schmelzen langsamer womit der Drink nicht so schnell verwässert. Hochwertiges Bareis gibt es natürlich nicht an jeder Ecke. Wir haben uns deshalb für unseren eigenen Bedarf große Eiswürfelformen zugelegt. 

 

Wir teilen unsere Entwicklung & Gedanken im eigenen Küchengarten und natürlich viele weitere Rezepte, die sich am Rhythmus der Jahreszeiten orientieren auch in unserem neuen Buch "Farmmade: Rezepte & Geschichten vom Leben auf dem Land" erschienen im Hölker Verlag. Begleite uns durch unser Jahr im Küchengarten und erfahre gemeinsam mit uns wie schön es ist, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen und wie viel Freude es macht, die eigene Ernte in neue Lieblingsgerichte zu verwandeln. Im Buch findest du viele weitere saisonale Rezepte und  Ideen, da wird es so schnell nicht langweilig auf dem Teller!

"Wir sind schon lange große Fans von Lisa und Steffi und ihrer Farmade-Philosophie. Ab jetzt inspirieren uns auch die tollen Bilder und Rezepte aus ihrem ersten Kochbuch täglich!"  -  HYGGE Magazin

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