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Wildkräuter-Portrait Brennnessel

Zugegeben, meistens werden wir schon etwas schräg angeschaut, wenn wir unsere Begeisterung zur Brennnessel zum Besten geben. War die erste bewusste Begegnung mit den Nesseln dieses weitverbreiteten Garten- und Naturbewohners bei den meisten wohl eher schmerzhafter Natur. Auch sehen viele Gartenbesitzer*innen bei den ersten Anzeichen kleiner, haariger Blätter im Beet eher rot statt grün. Für uns ist die Brennnessel kein Unkraut, sondern ein Superfood. Deshalb setzen wir sie in unserer Küche, aber auch in unserem Garten ein. Damit immer genug unbelasteter Nachschub zur Verfügung steht, haben wir sogar schon versucht, die Brennnessel gezielt im Garten anzubauen. Da hätte unser Opa wohl nur mit dem Kopf geschüttelt und uns für verrückt erklärt :) Und obwohl es sich dabei eigentlich um eine unverwüstliche Pflanze handelt, ist uns das nicht geglückt.  Seitdem lassen wir der Natur in unserem Garten etwas mehr Freiraum und der Brennnessel ihre Ecken, in der sie ungestört wuchern kann.

 

Etwas Wichtiges vorab: wir sind keine Medizinerinnen, sondern vertrauen auf das uns übermittelte bzw. selbst angeeignete Wissen und unseren gesunden Menschenverstand. Auch haben wir keine Allergien und können deshalb nur von unseren eigenen Erfahrungen berichten. Deshalb empfehlen wir generell nur dir bekannte & verträgliche Wildkräuter zu sammeln, solltest du sie in deiner Küche einsetzen wollen.

 

Mehr zum Thema Wildkräuter sammeln haben wir auch hier in einem separaten Artikel für dich zusammen gefasst.

 

Die Brennnessel - das Superfood in unserer Küche

Die Brennnessel – Gartenfreund*in mit Superkräften

Aber woher kommt jetzt eigentlich diese Euphorie, die uns schon im Frühjahr beim Anblick der ersten grünen Blätter die (Brenn-)Haare aufstellt? Liegt es vielleicht in den Genen? Bei den wenigen Erinnerungen, die wir an unsere Oma aus dem Garten haben, fallen uns beiden spontan Gummistiefel, Zeitunglesen und frischer Brennnesseltee ein.

Ganz so begeistert waren wir natürlich nicht von Anfang an. Die erste Begegnung mit den markanten Brennhaaren hat auch bei uns lange für Respekt gesorgt.

Mittlerweile haben wir gelernt, wie man die Blätter mit der bloßen Hand erntet und zwischendurch sogar direkt vor Ort roh nascht. Dazu streicht man einfach die auf der Unterseite liegenden Brennhaare in „Wuchsrichtung“ mit dem Finger aus. Eiweißgehalt, Mineralstoffe, Vitamine & Chlorophyll in den Blättern sorgen nicht nur für einen frischen Atem, sondern liefern einen kurzfristigen Energieschub, sollte es im Garten mal wieder etwas länger dauern.

 

Generell wird die Wirkung und Einsatzmöglichkeiten der Brennnessel oft noch unterschätzt. Egal ob Blätter, Samenstände, Stängel oder Wurzel: in jedem einzelnen Bestandteil stecken viele nützliche Inhaltsstoffe, die man sich in der Küche, der Hausapotheke für sich oder im Garten für Pflanzen & Tiere zu nutzen machen kann.

Es gibt nicht zu unrecht ganze Abhandlungen, die sich seitenweise nur mit diesem Thema beschäftigen.

 

Wir haben dir die wichtigsten Eigenschaften der Brennnessel in der nachfolgenden Grafik zusammen gefasst. 

Infografik zur Brennessel: Einsatz im Garten und in der Küche

Zeigerpflanze und natürlicher Dünger

Im Garten zeigt uns die Brennnessel primär die Standorte, die mit einem hohen Stickstoffgehalt ausgestattet sind. Das wird vor allem dann interessant, wenn man sich zum ersten Mal mit Starkzehrern wie  z.B. Tomaten, Gurken oder Rhabarber und deren Standort- und Pflegebedürfnissen beschäftigt. Starkzehrer benötigen besonders viel Stickstoff in der Entwicklungsphase, der ihnen dadurch zu reichlich Wachstum und einer kräftigen Färbung verhilft.

 

Aus diesem Grund wechseln wir die Standorte unserer Starkzehrer auch nach jeder Saison und pflanzen an dieser Stelle gern Zwischenfrüchte wie Erbsen, die den Boden wieder durchlüften & mit Stickstoff anreichern. Zusätzliche (künstliche) Stickstoffdüngung ist somit überflüssig.

Darüber hinaus verwöhnen wir unsere Tomatenpflanzen (sobald sie etwas größer sind) im Sommer regelmäßig mit einer verdünnten Ration selbst gemachter Brennnesseljauche:

  • Hierzu ernten wir meistens einen Trog voll Brennnesseln und setzen diesen für ein paar Tage mit kaltem Wasser an und rühren diesen Sud 1x täglich um. Sobald der namensgebende Geruch entsteht, ist die Jauche fertig und kann im Verhältnis 1:10 verdünnt zum Gießen verwendet werden. Wichtig: nur die Wurzeln gießen, da der Sud sonst die empfindlichen Blätter verbrennt. Frisch aufgebrühte Brennnesselblätter sind übrigens ein gutes Mittel gegen Schädlinge wie Milben & Läuse.

 Natürlich ist jeder Gartenboden anders beschaffen. Wir haben bisher gute Erfahrungen mit den uns überlieferten Standorten, Gemüsesorten und der natürlichen Bodenpflege für unseren eigenen Garten gemacht und setzen deshalb auf gesundes Augenmaß. Um den Boden nicht zu sehr mit Stickstoff zu überfrachten & auf Nummer sicherzugehen, kann aber man auch eine Bodenprobe entnehmen und analysieren lassen.

Natürlich Düngen mit Brennnesseljauche

Unser Beitrag zur gesunden Artenvielfalt im Garten

Als Rückzugsort & Futterquelle für diverse Insekten und Vögel ist die Brennnessel in unserem Garten nicht weg zu denken. Den Raupen von mehr als 30 heimischen Falterarten z.B. Admiral, Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs dient sie als Kinderstube und Nahrungsquelle. In unserem Guide zum Thema "Naturnah Gärtnern" gehen wir auch auf diesen Aspekt ein.Das E-Book gibt es aktuell gratis als Dankeschön, wenn du dich zu unserem Newsletter  anmeldest.

Gesundheit aufgegabelt

 Spaghetti  mit Brennnessel-Pesto
Spaghetti mit Brennnessel-Pesto
Bereits seit der Antike gibt es viele Überlieferungen über den Einsatz der Brennnessel als Heilpflanze und auch Hildegard von Bingen wusste um die gesunden Eigenschaften der Brennnessel für den Einsatz in der Küche. Bei uns hat es auch einen etwas praktischen Grund, warum wir gern die ein oder andere Zutat in unseren Rezepten durch die Brennnessel tauschen. Der nächste Supermarkt ist eben nicht so ohne weiteres „fußläufig“ zu erreichen und so haben wir teils aus Bequemlichkeit, teils aus Neugier begonnen, die Brennnessel in unserer Küche als festen Bestandteil zu integrieren.
Zutaten für frisches Brennnessel-Pesto
Brennnessel-Pesto: Der Klassiker aus heimischen Zutaten

Rezept Brennnessel-Pesto


Das heutige Rezept für frisches Brennnessel-Pesto ist schnell zubereitet und eignet sich hervorragend, um es für ein paar Tage haltbar zu machen.

 

ZUTATEN

  • 2-3 handvoll junge Brennnesselblätter
  • 2-3 Knoblauchzehen
  • Saft einer halben Zitrone
  • 50 g Bergkäse, gerieben (der darf gern schon etwas härter sein)
  • 50 g Walnüsse
  • 100 ml Sonnenblumenöl
  • etwas Salz nach Belieben

Zubereitung:    

Die Brennnesselblätter kurz in warmes Wasser legen, damit sie nicht mehr brennen. Zusammen mit den restlichen Zutaten in einen Mixer geben und zerkleinern. Ist die Masse noch zu zäh, kann noch etwas mehr Öl hinzugefügt werden, bis das Pesto die gewünschte Konsistenz hat. Wer möchte, kann das Pesto noch nach Belieben mit Salz abschmecken. In ein sauberes Glas abgefüllt, hält es sich bis zu einer Woche im Kühlschrank .

 


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