Zwetschgen Ketchup

Die weitgereiste Zwetschge / Rezept für Zwetschgen-Ketchup

Im bayrischen Garten gibt es einige alte Bäume, die unser Opa bereits vor vielen Jahren gepflanzt hat. Damals war er selbst noch neu auf dem Unterauerhof. Es sind fast alles hochstämmige, teilweise veredelte Exemplare, die genug Zeit hatten, in die Höhe zu wachsen. Ihnen wurde nachgesagt, sie seien widerstandsfähiger und ließen sich bei der Mahd (Anmerkung: im Rest von Deutschland »das Mähen der Wiese») leichter pflegen. Die Ernte hingegen ist dagegen etwas aufwendiger, doch tragen diese Obstbäume meist reichlich. Zu finden waren diese alten Obstsorten vorwiegend auf Streuobstwiesen und verschwanden leider während der 60er Jahre, als für die Fällung von Streuobstbäumen im Rahmen der Flurbereinigung zum Teil sogar Prämien gezahlt wurden.

Heute lernt man wieder dazu und schätzt die Artenvielfalt und den Lebensraum, welche durch Streuobstwiesen entsteht.  Wir freuen uns heute umso mehr darüber, einige alte Obstbäume in unserem großen Bauerngarten in Bayern zählen zu können. Neben unserem großen Apfelbaum in der Mitte des Gartens gibt es am anderen Ende einen kleineren Zwetschgenbaum, der uns gerade überdurchschnittlich viel Obst schenkt.

Herkunft und Standort

Die Zwetschge zählt zu den Rosengewächsen und ist eine Unterart der Pflaumen. Es wird vermutet, dass diese von der Damaszenerpflaume - einer alten orientalischen Sorte - abstammt. Mit den Römern ist diese dann den weiten Weg über die Alpen gewandert und wurde bei uns heimisch.

Als Obstbaum im Garten stellt die Zwetschge deshalb etwas mehr Anspruch an ihren Standort als z. B. der Apfelbaum. Sie mag es eher warm und auch der Boden sollte humos, feucht und nährstoffreich sein. Es wird unterschieden zwischen frostempfindlichen Früh- und Spätblüher. Darüber hinaus gibt es noch selbstfruchtbare, teilweise selbstfruchtbare und selbstunfruchtbare Sorten, weswegen die Auswahl einer geeigneten Sorte gut durchdacht sein sollte. Um einen guten Ertrag zu erzielen ist es deshalb ratsam, eine regionale Baumschule aufzusuchen und sich dort beraten zu lassen.

Unterschlupf und Speisekammer

Bereits zur Blüte liefert die Zwetschge Nahrung für viele Insekten, Schmetterlinge und andere Nützlinge. Stamm und Äste geben zahlreichen Käfern und Spinnen Unterschlupf oder sind Sitz-, Jagd- oder Brutplatz für Vögel und Fledermäuse. Im Herbst lockt süßes Fallobst kleine Nager und Igel an. Aber auch für unsere Hühner sind heruntergefallene Zwetschgen ein wahres Schmankerl. Bei jeder Zwetschge, die vom Baum fällt, veranstalten sie einen kleines Wettrennen und dem Sieger winkt ein saftiger Leckerbissen.

Auch wir Menschen profitieren von den Inhaltsstoffen der Zwetschge. So wird dem Verzehr der Früchte eine physische und psychische Heilwirkung nachgesagt. Dies wird u. a. auf die enthaltenen B-Vitamine zurückgeführt, aber auch Spurenelemente wie Zink und Kupfer wirken beruhigend.

Durch den enthaltenen Fruchtzucker und den hohen Anteil an Fasern ist sie sehr nahrhaft und ein natürlicher Unterstützer bei der Verdauung. Getrocknet lindert sie Völlegefühl oder Sodbrennen. Aber auch sonst glänzt die Zwetschge als richtiges regionales Superfood. Den sekundären Pflanzenstoffen wie Phosphor, Kalzium, Bor und Vitamin K wird von Experten eine vorbeugende Wirkung gegen Osteoporose nachgesagt.

Vielfalt

Zwetschge ist nicht gleich Zwetschge. Auch hier gibt es eine Vielzahl an Sorten (ca. 2.000!)  mit so klangvollen Namen, wie z.B. Aromazwetschge, Dattelzwetschge, Katinka oder Presenta. Welche Sorte in unserem Garten wächst, konnten wir leider noch nicht bestimmen. Sie lässt sich aber hervorragend für diverse Speisen und Leckereien verwenden. 

Gestern haben wir noch mal fleißig angepackt und stundenlang gepflückt, entkernt, eingekocht und verbackt. Da wir nicht nur Marmelade einkochen wollten, haben wir etwas in der Küche experimentiert. Herausgekommen sind ein paar neue Rezepte, die wir demnächst mit dir teilen möchten. Zwetschgenmus (im bayrischen auch Powidl genannt), Zwetschgenröster mit Rotwein und Rum für Kaiserschmarrn oder als beschwipstes Nachspeisenkompott, Gewürzzwetschgen-Shrub mit Nelke und Zimt als Zutat für leckere Drinks oder Zwetschgen Cordial mit Wodka zum Aufwärmen im Winter vorm Kachelofen. Auf den Cordial freuen wir uns schon besonders, aber er muss nun im Glas noch 2 Monate reifen, bevor wir ihn in Flaschen abfüllen und genießen können. Auf Instagram haben wir euch gefragt, welches unserer Zwetschgen Rezepte ihr gerne auf dem Blog hättet und ihr habt euch für das Zwetschgen-Ketchup entschieden.

Warum nicht mal statt Tomatenketchup etwas anders ausprobieren beim Grillabend? Wir dachten uns, das geht doch sicher auch mit der süß-sauren Zwetschge. Und was sollen wir sagen, das Ergebnis ist etwas süßer und hat auch eingefleischte Ketchup Fans überzeugt und begeistert!


Zwetschgen ketchup

SO WIRD'S GEMACHT:

ZUTATEN

Zutaten: (3-4 Gläser)

2,5 kg Zwetschgen (entkernt)

250g Zwiebeln

4-5 Knoblauchzehen

2 getrocknete Chilis, alternativ ¼ TL Chilipulver

350 ml Rotweinessig

250 g Zucker(braun)

ca. 10-12 Salbeiblätter

Salz nach Geschmack

30 g frischer Ingwer (geschält)

½ TL Zimtpulver:

4 TL Senfkörner

4 TL Pimentkörner

1-2 Gewürznelken

etwas Öl zum Anbraten

1 Teebeutel für die Gewürze zum Mitkochen

ZUBEREITUNG

Als Erstes die Zwiebeln würfeln, Knoblauch pressen und Chilies, Ingwer & Salbei klein hacken. Zusammen mit dem Öl ca. 1-2 Minuten im Topf anbraten und dann das Zimtpulver und die gemahlenen Nelken (bzw. weitere gemahlene Gewürze) dazu geben. Als letztes die entsteinten Zwetschgen dazu geben, kräftig umrühren und bei geschlossenem Deckel bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten weiter dünsten.

Anschließend den Teebeutel mit Senf- und Pimentkörner sowie den Zucker zugeben und mit dem Essig ablöschen. Unter gelegentlichem Umrühren bei mittlerer Hitze ca. 30-40 Minuten ohne Deckel köcheln. Am besten den Dunstabzug oder das Fenster öffnen und gut lüften, da der Essigdampf sonst die Atemwege reizen könnte.

Den Gewürz-Teebeutel entfernen und die Masse durch ein Sieb streichen. Dieser Arbeitsschritt dauert etwas, lohnt sich aber später total. Die Reste aus dem Sieb kann man als leckeres Relish zum Käse oder beim Grillen als Beilage verwenden.

Zuletzt die Masse nochmal ordentlich erhitzen und solange einreduzieren, bis es die Konsistenz von Ketchup hat. Auch hier empfehlen wir wieder gut zu lüften. Wer möchte, kann das ganze jetzt noch nach Belieben mit Salz abschmecken. Dann die noch heiße Masse in saubere Gläser abfüllen und direkt verschließen.



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